Ankauf von Kinderbüchern aus dem Scholz-Verlag
Die Sammlung Jos. Scholz-Verlag Mainz
Jos. Scholz Mainz war im 19. Jahrhundert einer der ersten Verlage in Deutschland, die sich auf Produkte für Kinder und Jugendliche spezialisierten. Über einen Zeitraum von über 100 Jahren war er weit über die Mainzer Grenzen hinaus einer der bedeutendsten Produzenten von Bilderbogen, Spielen, Papiertheatern sowie Kinder- und Jugendbüchern. Die Firma Jos. Scholz wurde 1796 von Joseph Scholz (1768–1813) ursprünglich als Betrieb zur Herstellung von Schreibfedern in Wiesbaden gegründet. Später wurde eine Steindruckerei erworben und 1829/30 durch Christian Scholz (1806–1880) eine Zweigniederlassung in Mainz eingerichtet. Bis 1835 firmierte „Jos. Scholz“ parallel in Mainz und Wiesbaden, dann spaltete sich der Wiesbadener Zweig unter Christians Bruder Anton ab und löste sich 1846 auf. Seitdem bestand „Jos. Scholz“ als Verlag bis zum Zweiten Weltkrieg ausschließlich in Mainz. Am 27. Februar 1945 wurde der Firmensitz beim Bombenangriff auf Mainz vollständig zerstört; danach wurde der Verlag bis 1966 in Wiesbaden geführt, anschließend wieder in Mainz, bevor er 1970 an den Jugendbuchverlag Franz Schneider in München verkauft wurde.
Bücher des Scholz-Verlags aus dem 19. Jahrhundert sind nicht nur sehr selten auf dem Antiquariatsmarkt zu finden, sondern ebenso selten in Bibliotheken nachgewiesen. Oft als Massenware produziert, wurden sie zwar von breiten Bevölkerungsschichten rezipiert, aber nur selten der Nachwelt überliefert.
Kinder- und Jugendbücher gehörten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht zu den Sammlungsgegenständen wissenschaftlicher Bibliotheken. So handhabte das auch die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz, weshalb sie bis 1945 die Erzeugnisse des Scholz-Verlags bis auf punktuelle Ausnahmen, namentlich einzelne Werke der Mainzer Schriftstellerin Kathinka Zitz, nicht sammelte. Zwischen 1945 und 1970 schenkte der Verlag der Bibliothek zahlreiche Bücher aus seinem aktuellen Programm. Mit der darauf aufbauenden Entscheidung zum Begründen einer Sondersammlung wurde dem bis dahin im Bestandsaufbau vernachlässigten Verlag die verdiente Beachtung geschenkt und die Sammlung und Erschließung seiner Produktion in einer wissenschaftlichen Bibliothek dauerhaft gesichert.
Die Stadtbibliothek hatte bereits vor dem Ankauf die größte öffentliche Sammlung an Scholz-Titeln des 19. Jahrhunderts. Außerdem besitzt sie über 500 Titel des 20. Jahrhunderts, Spiele, Bilderbogen und die Papiertheatersammlung mit Materialien aus dem gleichen Verlag. Die neu erworbene Sammlung mit über 250 Büchern ist daher in keiner Einrichtung besser aufgehoben, als in der Stadtbibliothek Mainz: Hier ist zum einen der umfassendste Scholz-Grundbestand vorhanden, und zum anderen werden die Bücher als Pflichtexemplare zurecht hier gesucht.
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