Stadtbibliothek ersteigert Cornelius-Brief
Die Stadtbibliothek Mainz konnte im Cornelius-Jubiläums-Jahr ein weiteres Autograph für ihr Peter-Cornelius-Archiv ersteigern. Es handelt sich um einen außergewöhnlich langen Brief – sieben Seiten im Großquart-Format – von Peter Cornelius an Bettina von Arnim, Wallerfangen bei Saarlouis, 4. Mai 1853. Das Entstehungsdatum fällt in die „Wanderjahre“ Cornelius’, in denen er nach dem Studium in Berlin an verschiedenen Orten versuchte, als Musiker Fuß zu fassen.
Cornelius war Bettina von Arnim vermutlich bereits im Kreise seines Onkels, des Historienmalers Peter von Cornelius, in Berlin begegnet. Ein näheres Kennenlernen aber fand erst in Weimar statt, wo Cornelius im Herbst 1852 knapp drei Wochen auf der Altenburg bei Franz Liszt wohnte. Der Sohn und Biograph Carl Maria Cornelius schreibt darüber: „Unter den Gästen, die zum Diner auf die Altenburg kamen, befand sich damals […] Bettina von Arnim. Mit ihren Töchtern Armgart und Gisela wohnte sie im ‚Elefanten‘; und zwischen diesem Gasthof und der Altenburg pendelte Cornelius hin und her. […] Sie wurde sehr rasch seine Gönnerin und Freundin. Sie […] bedrängt ihren Günstling, doch mit ihr nach Berlin zurückzukehren und bei ihr zu wohnen“. Cornelius entschied sich jedoch, dem Rat Liszts und seines Bruders zu folgen und reiste stattdessen von Weimar nach Soest, weil er hoffte, sich von dort aus als Kirchenmusiker einen Namen zu machen, was aber nicht gelang.
Der Brief wurde erst einige Monate nach der gemeinsamen Zeit in Weimar geschrieben. Cornelius war inzwischen von Soest aus wieder nach Weimar und dann über Kassel zunächst in seine Heimatstadt Mainz gereist, die er seit fast zehn Jahren nicht besucht hatte. Dort hatte er sich beim Schott-Verlag vorgestellt. Von Mainz aus reiste Cornelius weiter nach Wallerfangen bei Saarlouis, wo er ab Mai 1853 bei einem Bruder seines Schwagers lebte und sich in Ruhe dem Komponieren und Dichten widmen konnte.
Wortreich und in sehr launigem Tonfall berichtet Cornelius der Adressatin von einem trinkseligen Abend in Weimar, seinem darauffolgenden Abschied von dort und dem Aufenthalt in Soest, wo er auf seinen älteren Bruder Carl getroffen war. Dessen Unzufriedenheit mit Cornelius’ Erscheinungsbild schildert der Brief so: „Da war nichts mehr gut genug an mir, und ich wurde gehofmeistert u. gemustert von oben bis unten. Zuerst mußte die Brille dran, und da fürchte ich, meine liebste u. gnädigste Frau, werden Sie sich einer leisen Schadenfreude nicht erwehren können. Doch um Ihren Triumph etwas niederzuschlagen, will ich Ihnen doch sagen, daß vor dem Standrecht die Gläser noch Gnade fanden, nicht zum gänzlichen Beiseitelegen verurtheilt, sondern zur Reinigung und Hinrichtung in neues Stahlgestell begnadigt wurden. Von Anfang ertrug ich die Tortur des Drucks auf die Knochen hinter’m Ohr mit gelassnem Anstand, später aber gerieth ich in meiner Verzweiflung auf den genialen Gedanken von meinen Haaren einige Kissen zu bilden, mit welchem Augenblick auch das Stahlgestellohrknochen-Fieber seine Crisis erreicht hatte, und S. Majestät gegen 2 ½ Uhr in der Nacht, da sie nämlich das grausame Gestell mit Erfolg beseitigt hatten, einige Linderung hoch ihrer Leiden verspürten.“
Die Neuerwerbung ist in der Ausstellung „Peter Cornelius. Komponist, Dichter, ‚Künstlerischer Mensch‘“, die die Stadtbibliothek im Rahmen des Peter Cornelius-Festivals zu dessen 200. Geburtstag zeigt, zu sehen.
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