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Schenkung Musikhandschrift

Die Baur-Musikstiftung schenkt der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz eine musikhistorische Quelle zum Choralgesang.

Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek hat im Juli dieses Jahres eine großzügige Schenkung der Dr. Uwe Baur und Jutta Truber-Baur Musikstiftung erhalten, die vor wenigen Tagen im Beisein von Kulturdezernentin Marianne Grosse der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es handelt sich um eine lateinisch-deutsche Pergamenthandschrift, die wahrscheinlich um das Jahr 1700 entstanden ist und Anweisungen zum gregorianischen Choral enthält. 

Der gregorianische Choral zählt seit weit über 1000 Jahren zum musikalischen „Markenkern“ der christlichen Kirche. Bis heute wird er vielerorts in Gemeinden und Klöstern gesungen. Benannt ist er nach Papst Gregor I., aber ob dieser ihn wirklich um 600 eingeführt hat, wie mittelalterliche Quellen behaupten, ist unklar. Über die Jahrhunderte hinweg durchliefen die Gesänge und ihre Rolle viele Veränderungen. In einigen Bistümern haben sich Sonderformen (Choraldialekte) etabliert, so auch in Mainz: Bis heute wird dieser Cantus Moguntinus in Kiedrich gepflegt.

Die Handschrift mit dem Titel „Instructio ad cantum choralem“, die im Sommer von der Baur-Musikstiftung ersteigert und der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek geschenkt werden konnte, vermittelt einen Eindruck von dem Variantenreichtum des Chorals. Sie enthält eine deutschsprachige Einführung in den Choralgesang und geht dabei auch auf Unterschiede „inter Cantum Coloniensem, Trevirensem & Moguntinum“ ein. Trotz des lateinischen Titels sind die meisten Inhalte in deutscher Sprache verfasst und wenden sich vor allem an Priester, damit sie sich auf die gesungenen Gottesdienste zu hohen Kirchenfesten vorbereiten konnten. 

Deutschsprachige Choralschulen sind im 18. Jahrhundert keine Seltenheit, allerdings ist dieses sorgfältig geschriebene Pergamentmanuskript für die Zeit sehr ungewöhnlich. Mit der Einarbeitung und der Digitalisierung der „Instructio ad cantum choralem“ wird eine bislang unbekannte Quelle zur Choralpraxis im 18. Jahrhundert zugänglich gemacht, die nicht nur für die Forschung wertvolle Aufschlüsse verspricht. Der gut lesbare Text in deutscher Sprache bietet für alle Interessierten spannende Erkenntnisse: Neben den Unterschieden zwischen den Choraldialekten in Mainz, Köln und Trier gibt er beispielsweise auch Auskünfte darüber, wie schnell die verschiedenen Typen von Choralnoten zu singen sind.

Ein Besitzvermerk belegt, dass die Handschrift im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert im Besitz zweier Pfarrer in Eversberg in Westfalen war. Der ältere von beiden, Johann Adam Dahm, kam aus Bonn, wo die Handschrift möglicherweise um 1700 entstanden sein könnte. Ein Wissenschaftlerteam bestehend aus Jana Bisová, Silja Geisler, Franz Stephan Pelgen und Klaus Pietschmann arbeitet an der genaueren Einordnung der Quelle.

Die Musikhandschrift (Signatur Hs IV 157) ist als Digitalisat kostenfrei unter www.dilibri.de zu finden oder steht im Original zur Benutzung im Lesesaal der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek zur Verfügung.

Adresse

Frau Silja Geisler
Bereichsleiterin, Sondersammlungen, Autographen, Nachlässe und Bestandserhaltung
Wissenschaftliche Stadtbibliothek
Rheinallee 3b
55116 Mainz
Telefon
+49 6131 12-2604
E-Mail
silja.geislerstadt.mainzde
E-Mail
stb.direktionstadt.mainzde

Erreichbarkeit

Barrierefreier Zugang vorhanden.
Barrierefreier Eingang in der Greiffenklaustraße über den Schulhof des Schlossgymnasiums. Bitte klingeln.
Marianne Grosse, Prof. Dr. Klaus Pietschmann und Dr. Stephan Fliedner mit der Musikhandschrift Stadtbibliothek Mainz
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