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Was essen wir morgen?

Klimawandel und Ernährung

Eine Frage, die sich viele von uns täglich stellen - aber wie könnte sich das, was wir essen, in den nächsten zehn Jahren verändern? Foodtrends gibt es ausreichend auf dem Markt und gefühlt kommen jährlich mindestens drei dazu. Anfang dieses Jahres gingen beispielsweise die Meldungen zu Insekten, die jetzt als Lebensmittel zugelassen sind, durch die Medien. Welche alternativen Nahrungsquellen unseren Lebensmittelmarkt außerdem noch erobern könnten, haben wir im folgenden Umwelttipp zusammengestellt.

Die Fragestellung, wie die Ernährung der Zukunft aussehen könnte, wird gerade von sehr unterschiedlichen Seiten betrachtet. In dem von der Bundesregierung geförderten Projekt food4future wird beispielsweise zu alternativen Nahrungsquellen geforscht, die auch in Städten kultiviert werden könnten. Gerade das Thema Urban Farming, also Produktionsstätten für Gemüse, Kräuter und Obst in den städtischen Raum zu integrieren, wird weltweit intensiv erforscht. Andere Forschungsvorhaben befassen sich vornehmlich mit Pflanzen, die besonders klimaresistent sind, in unseren Breiten aber noch nicht angebaut werden. Neben Insekten wollen wir Ihnen zwei weitere Nahrungsquellen vorstellen, die immer wieder im Zusammenhang mit dem Thema zukünftige Ernährung genannt werden. 

Insekten

Was sich für den klassischen Mitteleuropäer eher wie eine Mutprobe aus Kindertagen anhört, ist in vielen Ländern dieser Welt Normalität – das Verspeisen von Insekten. In Deutschland ist das Inverkehrbringen von Insekten als Nahrungsmittel durch die europäische Novel-Food-Verordnung geregelt (weitere Informationen dazu finden Sie in den untenstehenden Links). Diese lässt derzeit vier Insektenarten als Lebensmittel zu:

  • die europäische Wanderheuschrecke
  • den Wurm des Mehlkäfers
  • den Wurm des glänzenden Getreideschimmelkäfers (Buffalowurm)
  • die Hausgrille (auch Heimchen genannt)

Die Welternährungsorganisation FAO hat in verschiedenen Studien festgestellt, dass Insekten eine sehr nahrhafte und gesunde Nahrungsquelle mit einem hohen Gehalt an Fett, Eiweiß, Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien sind. Zudem benötigen sie bei der Aufzucht deutlich weniger Ressourcen als tierische Proteinlieferanten, wie z.B. Rinder und Geflügel. Daher ist die Produktion von Insekten als Nahrungsmittel auch nachhaltiger.

Die Insekten können gefroren, getrocknet, als Pulver oder Pasten in Lebensmitteln wie beispielsweise Backwaren verwendet werden. Im Zutatenverzeichnis muss das jeweilige Insekt mit dem deutschen und dem wissenschaftlichen Namen genannt sein. Zudem muss auf Kreuzreaktionen bei Allergikern hingewiesen werden. Derzeit ist der Markt für Lebensmittel mit Insekten noch sehr überschaubar, daher ist es (noch) schwierig, entsprechende Lebensmittel zu kaufen. In jedem Fall sind die Produkte aber sichtbar gekennzeichnet. 

Algen

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Mikro- und Makroalgen, die sich beide als Lebensmittel eignen. Viele Algenarten enthalten so viel Proteine wie Soja, reichlich wertvolle Ballast- und Mineralstoffe, außerdem Vitamin B12, das sonst nur in tierischen Produkten zu finden ist. In vielen Ländern Asiens stehen sie heute schon auf dem Speiseplan. Eine bei uns bereits sehr bekannte Algenart sind Nori-Algen, sie werden getrocknet und gepresst für die Herstellung von Sushi verwendet. Da die Algen zumeist im Meer kultiviert werden können, benötigt die Zucht weder Landflächen noch Süßwasserressourcen, ebenso wenig Düngemittel. Manche Algenarten können in großen Wassertranks gezogen werden, diese eignen sich dann für das anfänglich erwähnte Urban Farming. Welche Algenarten sich gut kultivieren lassen und wie sie am besten verwendet werden können, wird derzeit intensiv erforscht.

Neben den klassischen Algen wird auch intensiv an der Verwendung von Salzpflanzen (Halophyten) geforscht. Diese sind an einen erhöhten Gehalt von leicht löslichem Salz in ihrer Wachstumsumgebung angepasst. Sie wachsen gut in Gebieten, die regemäßig vom Meereswasser überspült werden. Relativ bekannt in unseren Breiten, da er auch in Deutschland vorkommt, ist heute bereits der Meeresspargel oder Queller, der frisch als Salatbeilage gegessen werden kann. Neben dem Verzehr der ganzen Pflanzen forscht die Lebensmittelindustrie auch intensiv an anderen Darreichungsformen, beispielsweise wird das Pulvern der Blaualgenart Spirulina als Zusatz zu Nudeln und Backwaren verwendet.

Quallen

Bedingt durch den Klimawandel haben sich die Populationen vieler Quallenarten in den Weltmeeren erhöht. Sie sind also in Fülle vorhanden, cholesterin- und fettfrei, liefern Proteine und Spurenelemente wie Natrium, Calcium, Kalium und Magnesium. In manchen Ländern Asiens stehen sie schon lange auf dem Speiseplan. In Europa wird gerade nach einheimischen Quallenarten gesucht, die möglichst wenig Gift enthalten und sich gut züchten lassen.

Derzeit sind Quallen bei uns noch nicht als Lebensmittel zugelassen, aber das könnte sich ändern.  Bald gibt es vielleicht Chips aus Quallen. Dazu werden die Schirme der Quallen erst gefriergetrocknet, dann wird ihnen das Wasser entzogen. Die so hergestellten Chips könnten laut den Forschenden unterschiedlich gewürzt als gesunder Snack angeboten werden.

Was auch immer in zehn Jahren auf unsere Teller kommt, es sollte klimafreundlicher und gesünder sein sowie weniger Ressourcen verbrauchen, als unsere heutigen Lebensmittel. Produkte aus Algen, Insekten und Quallen, werden hier vermutlich unter vielen anderen eine Rolle spielen. Welche das sein wird, darauf dürfen wir als Verbraucher gespannt sein.

Umwelttipp April 2023