Umwelttipp: Insektenblühstreifen für Wiese, Garten und Balkon
Im Umwelttipp vom September 2023 berichteten wir bereits vom Insektensterben und seinen Ursachen. Zahlreiche Studien belegen mittlerweile, dass die Anzahl und Vielfalt der Insekten in Deutschland dramatisch schwindet. Besonders betroffen sind Wildbienen und Schmetterlinge, da sie auf bestimmte Blütenpflanzen spezialisiert sind. In einer verarmten Landschaft verschwinden zunehmend die Nahrungspflanzen und mit ihnen auch ihre Bestäuber.
Sie haben in Ihrer Stadt, in Ihrem Dorf oder am Feldrand bunte, ansprechende Blühstreifen gesehen? Gerne möchten Sie so etwas im eigenen Garten, vielleicht um die Terrasse oder auf einer Wiese anlegen? Geeignet ist auch ein kleiner Vorgarten, ein Balkon oder ein Platz, der Vielfalt in die Stadt bringt. Einen Insektenblühstreifen anzulegen ist gar nicht so schwer. Wir zeigen, wie es geht.
Lebensräume und Blüten für Insekten
Lebensräume für Insekten sind vielfältig. Das können z.B. Blumenwiesen, Feuchtwiesen, Säume (ausdauernde Streifen aus gebietsheimischen Gräsern und Kräutern), Hecken mit unterschiedlich großen Straucharten, Streuobstwiesen auf einer extensiv bewirtschafteten Fläche und Ackerwildkrautflächen sein.
Einjährige Blumen, ein- und mehrjährige Kräuter, ausdauernde Stauden und Zwiebelpflanzen sind wichtige Pollen- und Nektarquellen für Blütenbesucher. Dazu kommen Sträucher und Bäume. Je vielfältiger die Landschaft, desto mehr Lebensraum bietet sie den Insekten.
Was ist ein Insektenblühstreifen und wen locken wir an?
Als Wiese oder Blumenwiese wird eine Mischung aus Gräsern und Kräutern gebietsheimischer Wildarten bezeichnet, die am jeweiligen Standort durch Pflege eine dauerhafte, sich selbst erhaltende, charakteristische Pflanzengesellschaft bildet. Im Gegensatz zum Rasen oder intensiv genutztem Grünland haben die Gräser und Kräuter auf einer Blumenwiese Zeit, ihre Entwicklung bis zur Samenreife abzuschließen.
Für den Insektenblühstreifen benötigen Sie unbedingt einen sonnigen Platz im Garten. Der Gartenboden muss an dieser Stelle offen, also frei von Bewuchs, Unkraut und Steinen sein. Wer keinen Platz im Garten, oder nur einen sonnigen Balkon hat, kann auch große Töpfe oder Kästen verwenden.
Auf Insektenblühwiesen locken wir insbesondere Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören, Honigbienen, Schmetterlinge, Fliegen und Käfer an. Wussten Sie schon, dass einige Fliegen- und Käferarten ebenfalls Blüten bestäuben? Wildbienen und Schmetterlinge sind ganz gezielte Blütenbesucher, andere Insekten holen sich zwischendurch einen Schluck Nektar und bestäuben “nebenbei”. Zu ihnen gehören die Schwebfliegen, die man leicht mit Wespen oder Bienen verwechseln kann. Unter den Käfern, der artenreichsten Tiergruppe des Planeten, gibt es auch viele Blütenbesucher. Sie helfen ebenfalls bei der Bestäubung.
Vorüberlegung: Der richtige Samen
Für eine blühende Landschaft benötigen wir Blumensamen. Doch welches Saatgut sollte man verwenden?
Der größte Teil des Angebots aus Gartencentern, Baumärkten, Supermärkten und vielen Gärtnereien besteht aus Zuchtformen ausländischer Arten. Diese werden oft als „Blumenwiesen“ oder gar „Bienenfutter“ angeboten. Auf den ersten Blick sind sie zwar optisch attraktiv und werden deshalb auch gerne gekauft, helfen aber leider nur sehr wenigen Insekten. Denn die heimischen Insekten haben sich über Jahrmillionen an die heimischen Wildpflanzen angepasst. Viele Spezialisten benötigen sogar ganz spezielle heimische Pflanzenarten zum Überleben.
Blühmischungen, die in erster Linie Samen heimischer Pflanzenarten enthalten, bieten den Insekten - vor allem den oft hoch spezialisierten Wildbienen und Schmetterlingen - das notwendige Bau-, Nist- und Futterangebot. Aus Naturschutzsicht sollten der Herkunftsort des Ausgangssaatguts und der Verwendungsort möglichst kompatibel sein und in enger Nachbarschaft liegen. Das Saatgut ist dann „gebietseigen“ und stellt sicher, dass regionale, genetische Spezialitäten erhalten bleiben. Darum empfiehlt sich, zertifiziertes Saatgut nach VWW-Regiosaaten® oder RegioZert® zu verwenden. In der Linkliste am Ende des Artikels finden Sie entsprechende Infos - auch zum Bezug von Kleinmengen.
Insektenblühwiese Schritt für Schritt anlegen
Boden vorbereiten: Lockern Sie die offene Gartenerde (die Sie vorher von Steinen und Unkraut befreit haben) mit einer Hacke auf. Wer sehr reichhaltigen Boden in seinem Garten hat, sollte ihn mit Sand abmagern, denn die meisten Wildblumen lieben mageren Boden. Dazu wird der Sand in den Boden eingearbeitet. Rechen Sie alles einigermaßen glatt, bis ein ebenes „Saatbett“ ohne Mulden und Hügel entsteht.
Aussaat: April - und wenn es nicht zu heiß ist, auch die folgenden Monate - sind ein guter Zeitpunkt, um Blühflächen-Mischungen anzusäen. Das Saatgut muss möglichst gleichmäßig verteilt werden. Bringen Sie die Saatgutmenge nach Anleitung aus (Richtwert ist ca. fünf bis zehn Gramm pro Quadratmeter). Als Aussaathilfe vermischt man die Samen z.B. mit etwas Sand oder Sägemehl. Streuen Sie das Saatgut locker und gleichmäßig auf der Erde aus, arbeiten Sie es nur oberflächlich in den Boden ein und – ganz wichtig – drücken Sie es etwas fest. Das geht ganz gut mit einer Walze oder einem Brett.
Gießen: Die nächsten 4 bis 6 Wochen muss die Fläche feucht gehalten werden, damit die Samen gut keimen. Die ersten Pflänzchen tauchen schon bald auf und Ihre Blühfläche wird sich ziemlich schnell entwickeln.
Pflege: Je nach Höhenlage und Witterungsverlauf sollte die Mahd frühestens Mitte Juni erfolgen und nicht vor der Blühphase der hauptbestandsbildenen Gräser. Maximal zwei Mal im Jahr wird gemäht. Die besten Zeiten zum Mähen sind ab Juli bis August / September, wenn nur ein Mal gemäht wird. Wird zwei Mal gemäht, bieten sich dazu Mitte / Ende Juni und Ende August an. Mähen Sie „alternierend“ und nicht alles auf einmal. So haben Arten mit einem späteren Fortpflanzungszeitpunkt eine Chance und auch die Tiere in der Wiese können noch umziehen. Das Mähen mit der Sense ist hierfür bestens geeignet.
Bitte nicht Mulchen! Beim Mulchen verbleiben Schnittgut und Nährstoffe auf der Fläche. Viele Blühpflanzen sind aber konkurrenzschwach und benötigen Magerstandorte. Auf nährstoffreichen Flächen setzen sich nach und nach nur wenige konkurrenzstarke Arten durch. Durch das Mulchen werden außerdem viele Arten direkt vernichtet. Insekten, Käfer und kleinere Tierarten können nicht fliehen und werden mit den Pflanzen gehäckselt.
Geduld haben: Wiesen brauchen etwas Anlaufzeit, aber Geduld wird belohnt: Die schönste Blütenvielfalt zeigt sich häufig nach ein paar Jahren.
Tipp: Aktuelle Veranstaltungen zu Wildbienen im Mainzer Umweltladen
Die AG Didaktik der Biologie an der Johannes Gutenberg-Universität präsentiert vom 04. März bis 03. Mai Wildbienen und ihre Lebensräume in der Ausstellung „Hummeln helfen! Rhein-Main“. Am Freitag 05.04.2024 um 18 Uhr kann ein Wildbienenvortrag besucht werden. Am Samstag, 06.04.2024 findet um 11 Uhr ein Workshop für Kinder „Blühwiese für Garten und Balkon“ statt, bei dem Saatgut für eine eigene Insektenblühwiese vorbereitet wird. Für den Vortrag und den Workshop wird um Voranmeldung im Mainzer Umweltladen gebeten.
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Öffnungszeiten:
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Freitag: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr und 13.30 Uhr bis 18.00 Uhr
Jeder 1. Samstag im Monat: 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr
Erreichbarkeit
Haltestellen / ÖPNV
Linien: 6, 50, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 62, 63, 64, 65, 78,
80, 81, 90, 91, 653, 654, 660