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Jüdische Grabsteine des mittelalterlichen Magenzas (Foto: Carsten Costard)
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Magenza, ein mittelalterliches Zentrum jüdischer Kultur

Die frühesten, gesicherten Spuren jüdischen Lebens in Mainz lassen sich bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie legen Zeugnis von einer blühenden jüdischen Gemeinde ab, die als eine der ältesten in Deutschland gilt.

Berühmtheit erlangte die Jüdische Gemeinde in Mainz durch das Wirken ihrer Gelehrten, die Magenza zu einem kulturellen Zentrum des Judentums im Mittelalter machten. Mit Gerschom ben Jehuda wirkte um die Jahrtausendwende einer der einflussreichsten Gelehrten des Abendlandes in Mainz, dessen Rechtsauskünfte und Verordnungen noch Jahrhunderte nach seinem Tod ihre Gültigkeit behielten. Auch heute erinnert noch ein mittelalterlicher Gedenkstein auf dem uralten jüdischen Friedhof an diese herausragende Persönlichkeit.

Das Wohngebiet der Juden schloss sich in nordwestlicher Richtung direkt an das Handelsviertel zwischen Fischtor und Karmeliterkirche an und war zu jener Zeit noch nicht isoliert von den Christen. Vielmehr lebten Juden und Christen in unmittelbarer Nachbarschaft und in der Nähe von Klöstern und Kirchen zusammen, von der eine, die Kapelle St. Maria am Flachsmarkt, den Beinamen "inter judeos" (inmitten der Juden) trug. 

In Mainz sind nach Feuer- und Kriegszerstörungen sowie Neubebauung keine Reste des mittelalterlichen Judenquartiers sichtbar. Dies gilt auch für das spätere Ghetto nordwestlich des mittelalterlichen Judenviertels. Vielerorts glaubte man im 15. Jahrhundert, mit der Lockerung des christlichen Zinsverbots die Juden nicht mehr zu benötigen. Die Mainzer Juden wurden 1438 ausgewiesen und ihre Synagoge als städtisches Kohlenlager genutzt.

Kurzzeitig konnte im Sommer 1445 die Wiedergründung der jüdischen Gemeinde erfolgen. Auf eine erneute Vertreibung (1462) folgte 1470/71 schließlich die Ausweisung der Juden aus dem gesamten Mainzer Erzstift. Die Unumkehrbarkeit dieses Beschlusses unterstrich Erzbischof Adolf II. durch die Umwandlung der Synagoge in eine Allerheiligenkapelle. Für etwa hundert Jahre bestand fortan keine jüdische Gemeinde mehr in Mainz. Eine ungebrochene Tradition kann alleine die Gemeinde in Worms vorweisen – deren 1000-jährige Geschichte durch die Shoah beendet wurde. Die Gemeinden waren jedoch insgesamt geschwächt, und auch die Neugründungen in Speyer und Mainz im 18. Jahrhundert konnten nicht mehr an die große „SchUM-Zeit“ anknüpfen. Alles, auch die Architektur, änderte sich. Der aufwändigste Synagogenneubau war die neue Hauptsynagoge in Mainz, errichtet nach Plänen des Architekten Willy Graf 1911/12. Der beeindruckende Bau entsprach in ihrer Architektur den Bedürfnissen der Mainzer Großstadtgemeinde.

Jüdische Friedhöfe in Mainz

Erhalten ist der alte jüdische Friedhof in Mainz, der Judensand, an der Mombacher Straße. Zumindest seit dem frühen elften Jahrhundert wurden dort die Mitglieder der jüdischen Gemeinde begraben. 1926 richtete die jüdische Gemeinde unter Leitung von Rabbiner Salfeld und Sali Levi im Bereich des ältesten Friedhofs eine "Grabdenkmalstätte" ein. Der älteste datierte Stein – heute im Landesmuseum Mainz – trägt das Todesdatum 1049 (Jehuda ben Senior). An Ort und Stelle befindet sich der oft besuchte, mittelalterliche Gedenkstein für Gerschom ben Jehuda. Der Mainzer Judensand ist damit ein zentrales Monument des UNESCO-Welterbe SchUM-Stätten.

Die Judaica-Sammlung im Landesmuseum Mainz

Das Landesmuseum beherbergt eine Sammlung jüdischer Kultgegenstände, überwiegend Gold- und Silberschmiedearbeiten des 18. und 19. Jahrhunderts.

Diese stammen aus der Sammlung des "Vereins zur Pflege jüdischer Altertümer in Mainz", der am 3. Oktober 1926 das Museum jüdischer Altertümer im Seitentrakt der 1912 eingeweihten Hauptsynagoge in der Mainzer Neustadt eröffnete. Dieses Museum wurde in der NS-Zeit von den Nationalsozialisten geschlossen. Ein Großteil der Bestände an Kultgegenständen, Dokumenten und Handschriften wurde in der Pogromnacht vom 9. November 1938 zerstört. Von den geretteten Kultgegenständen ist das meiste als Dauerleihgabe der Jüdischen Gemeinde in Mainz im Landesmuseum ausgestellt.

Ein Gewürzbehälter, in dem duftende Gewürze aufbewahrt werden. An ihm wird am Ende des Sabbats bei der Hawdala gerochen, um etwas vom besonderen Geschmack dieses Festtages in den Alltag mitzunehmen. Die Besamim-Büchse in Turmform stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist aus Silber. GDKE - Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer)
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