Heunensäule
Mächtiger Sandstein-Monolith
Groß und mächtig wie die jahrtausendealten Obelisken der Ägypter und Römer ragt die Heunensäule in der Mitte des Marktes empor. Unübersehbar markiert sie das Zentrum der Stadt.
Für viele Besucherinnen und Besucher sowie auch Mainzerinnen und Mainzer jüngerer Generationen scheint der mächtige Monolith aus Sandstein ein Denkmal zu sein, das zweifellos schon seit Jahrhunderten an dieser Stelle steht. Ältere Mitbürger erinnern sich aber noch an die alte Platzgestaltung, als an dieser Stelle die Straßenbahnschienen den Platz durchschnitten.
Heunensäule auf einen Blick
Zahlen, Daten, Fakten
Errichtet: 1975
Gestiftet von: Stadt Miltenberg am Main
Historisches
Die Heunensäule ist zwar schon über 1.000 Jahre alt, auf den Mainzer Markt gelangte das Denkmal erst im Jahr 1975. Anlass war das 1000-jährige Domjubiläum.
Als schwere Fracht kam sie aus den Bullauer Bergen bei Miltenberg am Main an den Rhein. Die Heunensäulen liegen dort in einem Felsenmeer, am Osthang der Berge, in der Schleife eines von Miltenberg nach Mainbullau führenden Weges. Insgesamt lagerten dort sieben der Giganten. Im 17. Jahrhundert weisen Quellen noch sogar 14 Säulen aus. Nach Ansicht der Geschichtsforscher:innen ist ein Teil der Säulen in den vergangenen Jahrhunderten zu Mühlsteinen verarbeitet worden.
Bei den Miltenberger Säulen handelte es sich wohl um Reste eines Großauftrages an die Steinmetze, der nicht vollständig abgerufen wurde oder um fehlerhafte Stücke. Nach einer Theorie waren die Heunensäulen einst für den Vorgängerbau des Martinsdomes bestimmt gewesen.
Diese Vermutung wird unterstützt durch die Tatsache, dass in der Zeit um das Jahr 1000 kein anderes Bauprojekt an Rhein oder Main in vergleichbarer Größe entstand. Es steht zudem fest, dass der älteste Kölner Dom bereits Pfeiler besaß. Gestützt wird die Vermutung weiterhin durch erhaltene älteste Teile im Mauerwerk des Mainzer Doms, Felssandsteine, die auch aus der Miltenberger Gegend stammen.
Nach einer Theorie waren die Heunensäulen einst für den unter Erzbischof Willigis errichteten und 1009 abgebrannten Vorgängerbau des heutigen Martinsdomes bestimmt gewesen.
Die Heunensäule gelangte 1975 auf den Mainzer Markt, kurz vor der Einweihung der neu gestalteten Domplätze, dem Markt, dem Liebfrauenplatz und dem Höfchen. Die Stadt Miltenberg trennte sich nur schweren Herzens von der Säule, jedoch glaubte der damalige Bürgermeister der Stadt, "die Säule sei auf historischem Boden gut aufgehoben."
Architektur
Die Mainzer Heunensäule wiegt 16 Tonnen, ist 6,40 Meter hoch und misst einen Durchmesser von 1,20 Meter. Auf allen Seiten umfängt eine Bronzeplastik die Säule. Geschaffen hatte sie der Pfälzer Bildhauer Gernot Rumpf.
Symbolik
Mit ihrer Ummantelung aus Bronze erzählt die Heunensäule zugleich viele Episoden aus der Stadtgeschichte.
Ein Beispiel sind die Kopfbedeckungen an allen vier Ecken des Denkmals:
- Der nachempfundene Helm eines römischen Legionärs erinnert an die Errichtung des Legionslagers im Jahr 13 vor Christus und damit an den römischen Ursprung von Mainz. Wer genau hinschaut, erkennt im Inneren einen Fuchs: Er steht für den zur Entstehungszeit des Denkmals amtierenden Oberbürgermeister Jockel Fuchs, die Mäuse hinter ihm symbolisieren die zur Bauphase im Stadtrat vertretenen drei Parteien.
- Die Bischofsmitra symbolisiert den Mainzer Erzbischof, der als Stadtherr von Mainz deren Geschichte prägte. Er besaß besondere Rechte gegenüber den anderen Bischöfen im Heiligen Römischen Reich. Außerdem war er als Reichserzkanzler der zweitwichtigste Mann nach dem Kaiser. Auf der Mitra sind Abgüsse von Siegeln ausgewählter Mainzer Erzbischöfe angebracht, darunter auch das des Willigis.
- Die Narrenkappe entspringt symbolträchtig einer Jakobinermütze, wie sie die französischen Revolutionäre trugen – eine Hommage an die "Mainzer Republik"
von 1793 … - Die Reichskrone spiegelt die zentrale Stellung des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten bei der Wahl des römisch-deutschen Königs wider. Mehrere Könige wurden sogar in Mainz gekrönt, darunter 1212 Friedrich II. von Hohenstaufen.
Neben den Darstellungen der Kopfzier belegen weitere Details die Bedeutung der Stadt durch die Jahrtausende: Abgüsse römischer Münzen, der mittelalterlichen Stadtsiegel sowie des frühneuzeitlichen Siegels des Stadtgerichts. Auch das Mainzer Rad in seinen verschiedenen historischen Ausprägungen darf natürlich nicht fehlen.
Zwei Reliefs an der den Markthäusern zugewandten Seite weisen auf zwei besonders dunkle Kapitel der Stadtgeschichte hin. Das brennende "Magenza" unter dem Davidstern ist ein Verweis auf die Pogrome, die die einst blühende jüdische Gemeinde von Mainz immer wieder zerstörten, zuletzt die Vernichtung unter der nationalsozialistischen Herrschaft. Daneben befindet sich ein Bild, das die Stadt nach den Zerstörungen durch den vom NS-Regime entfesselten Zweiten Weltkrieg zeigt.
Heute
Heute zählt die Heunensäule zu den Wahrzeichen der Stadt. Sie ist fester Bestandteil von Stadtführungen und steht in ihrer beeindruckenden Gestalt oft ruhig im Zentrum des geschäftigen Lebens: dienstags, freitags und samstags, wenn Gemüse- und Blumenhändler auf dem Wochenmarkt ihre Waren feilbieten. Bei der Johannisnacht, dem großen Mainzer Volksfest, ist sie umgeben von Weinständen. Und zur Weihnachtszeit kommt ihr eine besonders große Rolle zuteil: Dann ist sie Zentrum der unzähligen Lichterketten, die sich über den Marktplatz spannen und die Stadt in festliche Atmosphäre hüllen.